Grünkopf ~ über Franzosensteig und Ederkanzel
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Im Jahr 1805, während des Feldzugs Napoleons gegen Österreich, belagerte das französische Heer die Alpenpässe Scharnitz und Leutasch. Um den Österreichern in den Rücken zu fallen, überquerten die Franzosen vom Ferchensee auf bayerischer Seite her den Bergsattel zwischen Grünkopf und Oberer Wettersteinspitze in ca. 1460m Seehöhe hinüber nach Österreich. So konnten sie die Leutascher Schanz erobern und danach ins Inntal bis nach Innsbruck vordringen. Tirol und Vorarlberg wurden daraufhin für kurze Zeit bayerisch. Vom Leutascher Ortsteil Schanz her steigen wir in umgekehrter Richtung über den Franzosensteig zum Grünkopf auf und auf der anderen Seite - immer entlang der Grenzlinie zwischen Tirol und Bayern - hinunter zur Ederkanzel und zurück nach Leutasch.
Klammstüberl an der Leutascher Geisterklamm
Startpunkt dieser Wanderung ist der Parkplatz am Klammstüberl beim Klettergarten und dem westlichen Eingang zur Leutaschklamm, nahe dem Leutascher Ortsteil Schanz.
Mit dem Auto erreichen wir den Parkplatz von Innsbruck her über den Zirler Berg, Seefeld und Leutasch und von deutscher Seite her auf der Garmischer Autobahn und in deren Verlängerung auf der Bundesstraße B2 über Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald. Die B2 verlassen wir südlich von Mittenwald und fahren auf der Innsbrucker Straße ortseinwärts. 100m nach der Überquerung der Isar biegen wir links auf die Leutascher Straße ab, die uns direkt über die grüne Grenze nach Österreich und nach wenigen Kilometern zum Klammstüberl bringt. Der Parkplatz am Klammstüberl ist kostenpflichtig.
Um zum Einstieg in den Franzosensteig zu gelangen, müssen wir zuerst ca. 800m in südwestliche Richtung zum Ortsteil Schanz laufen. Das machen wir aber nicht auf der Straße, sondern auf einem Wanderweg auf der anderen Seite der Leutascher Ache. Dazu gehen wir vom Parkplatz kommend auf der Straße ca. 80m nach rechts über die Brücke über den Bach und biegen direkt dahinter (bei GPS Wegpunkt G104) nach links auf einen leicht zugewachsenen Fahrweg hinter einem alten Eisentor ab. Der Fahrweg wird zum Wiesenpfad und führt durch zunehmend dichter werdenden Wald entlang der Leutascher Ache ziemlich ebenerdig dahin. Wir umgehen ein eingezäuntes Holzhaus und erreichen dann nach wenigen Minuten den Weiler Schanz, beziehungsweise das waldseitige Ende der Schanzer Straße, die hier (bei Wegpunkt G117) direkt in den Wanderweg Nr. 48 alias Franzosensteig übergeht. Wir biegen rechts ab, entsprechend den Wegweisern Franzosensteig, Grünkopf/Ederkanzel und Ferchensee/Lautersee. Und der Jakobsweg verläuft hier auch.
Auf dem Franzosensteig
Der Weg führt in einen lichten Nadelwald und gleich geht es ordentlich aufwärts. Dabei geht er langsam in einen schmalen Steig über, führt zuerst grob nach Westen, kommt etwas zurück und dreht dann auf Nordwest. Jetzt geht es geradeaus nur noch nach oben. Gute 400 Höhenmeter müssen wir so aufsteigen und können froh sein, keine Armeausrüstung von anno 1805 mitschleppen zu müssen. Der Pfad ist leicht zu finden, gelegentlich gibt es auch rot-weiß-rote oder weiß-schwarz-weiße Farbmarkierungen an Bäumen und Felsblöcken. Nach dem Sattel, der unscheinbar im aufgelockerten Wald liegt, geht es entspannt an die 50 Höhenmeter abwärts, dann erreichen wir direkt an der Landesgrenze die Abzweigung vom Franzosensteig zum Grünkopf (G134).
Geradeaus bzw. leicht links ginge es hinunter zum Ferchensee, wir biegen aber rechts ab und laufen weiter steil aufwärts auf dem Weg mit der Nummer 871 in Richtung Mittenwald und Ederkanzel. Gute 160 Höhenmeter auf 600 Distanzmeter trennen uns jetzt noch vom Grünkopfgipfel. Dabei wandern wir ziemlich genau auf der Landesgrenze zwischen Tirol und Bayern, die sich hier in Form einer schmalen Waldschneiße den Berggrat hochzieht. Das erkennen wir auch an den Grenzsteinen, die uns auf Schritt und Tritt begegnen. Sie sind auf der einen Seite mit einem großen T für Tirol und auf der anderen mit einem B für Bayern versehen.
Grünkopf Gipfel
Nach einer halben Stunde haben wir den Gipfelbereich erreicht, eine Lichtung rund um das Gipfelkreuz, die von Bäumen eingerahmt ist, was die Aussicht leider ein wenig verstellt. Trotzdem können wir gut ins nördliche Isartal hinunterschauen, auch weiter hinaus zum Jochberg, Herzogstand, Heimgarten und Simetsberg und natürlich auf die gegenüberliegenden Karwendelwände. Rückwärts ragt die Obere Wettersteinspitze deutlich über die Bäume hinaus. Auf jeden Fall laden mehrere Bänke rund um das Gipfelkreuz zu einer ersten Rast ein.
Das Ziel des zweiten Abschnitts dieser Wanderung ist das Berggasthaus Ederkanzel. Dazu müssen wir auf ca. 2,3km Wegstrecke gute 400 Höhenmeter absteigen, und zwar in östliche Richtung weiter auf dem Grenzgrat zwischen Österreich und Deutschland. Die Wegnummer ist weiterhin 871. Nach wenigen Abwärtsschritten auf einem steilen Pfad befinden wir uns wieder im aufgelockerten Nadelwald, der links immer wieder Blicke hinunter nach Mittenwald zulässt. Dann wird auch die Aussicht nach vorne, Richtung Karwendel freier und wir können unter uns mitten auf dem bewaldeten Bergrücken die Ederkanzel erblicken. Der gewundene Bergsteig bringt uns zügig nach unten - kurz gibt es auch einmal kleine Klettereinlagen über Felspassagen.
Am Fuß des Grünkopfs in bereits flacherem Gelände treffen wir (bei GPS Wegpunkt G227) auf einen Abzweig nach Mittenwald mit Weg Nr. 879, den wir links liegen lassen und leicht rechts auf dem Weg Nr. 871 Richtung Ederkanzel weiter laufen.
Fernblick hinunter auf die Ederkanzel
Wenige Meter weiter erreichen wir (bei G229) die "Grenzenlos"-Waldkreuzung, an der von rechts der Weg von Leutasch-Schanz herauf kommt. "Grenzenlos" aufgrund des Untertitels des hier direkt an der Landesgrenze angebrachten Holzschilds, auf dem stilisiert der blaue bayerische Löwe den roten tiroler Adler umarmt. Wer bereits die Wanderung durch die Leutaschklamm absolviert hat, der kennt bereits diese Stelle und auch den weiteren Weg nach links zur Ederkanzel.
Keine 500m sind es jetzt mehr zur Ederkanzel mit einem geringfügigen Endanstieg direkt am Gasthaus. Der Eingang und die Aussichtsterrasse befinden sich am rückwärtigen Teil des Gebäudes. Von hier aus haben wir nun einen wunderbaren Blick zurück auf den Grünkopf, der aus diesem Blickwinkel direkt unter dem Felskegel der Oberen Wettersteinspitze liegt.
Nach einer entspannten Einkehr mit Karwendelblick machen wir uns auf den Rückweg. Dazu laufen wir zuerst die 500m zurück zur Waldkreuzung "Grenzenlos", die Abzweiger nach Mittenwald oder zum Ferchensee ignorieren wir dabei. An der Waldkreuzung (bei Wegpunkt G309) halten wir uns geradeaus Richtung Leutasch-Schanz und steigen in wenigen Minuten hinunter zur Autostraße von Mittenwald nach Leutasch.
Hier geht es nach rechts auf der Straße ca. 150m zurück zum Parkplatz an der Leutascher Geisterklamm.
Berggasthof Ederkanzel
Die Routenlänge dieser Tour beträgt 7,2km, in der Realität dürften es um die 8 Kilometer werden. Dabei sind ca. 620 Höhenmeter im Auf- und Abstieg zu bewältigen. Die Gehzeit beträgt fast 4 Stunden. Die Tour ist anstrengend und erfordert auf den schmalen Steigen eine gewisse Trittsicherheit, sie ist aber nicht schwierig zu gehen. Diese Wanderung ist für Kinder durchaus geeignet, Kontakt mit dem Straßenverkehr gibt es nur im Bereich des Parkplatzes auf wenigen hundert Metern. Kinderwägen können allerdings nicht mitgenommen werden und für Fahrradfahrer ist die Tour nicht geeignet. Die Ausschilderung ist ganz ausgezeichnet, nahezu an jeder Abzweigung befinden sich Wegweiser. Als Einkehrmöglichkeiten an der Strecke bieten sich die Ederkanzel und das Klammstüberl an.
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Stand: Juni 2014