Sachsen, Himmelreich und die Drei Brüder ~ Das historische Bergbaugebiet rund um Marienberg
Ein Beitrag von Gastautor: Ulrich Classen
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Von Marienberger Bergmagazin geht es über die ehemaligen Silbergruben „Drei Brüder“, am Felberstollen vorbei in das kleine Dorf Himmelreich, zum Bauernhof Huth und über Großrückerswalde zurück. Der größte Teil der 14 km langen Strecke führt ständig an Spuren des Bergbaus vorbei.
der „tonnlägig“ (=schräg) abgeteufte Felberstollen
Wir treffen uns am Bergmagazin Marienberg, Adresse: Am Kaiserteich 3. Das große Gebäude neben der Sparkasse, hinter einer Tankstelle ist nicht zu übersehen. Es wurde als Lagerraum für Bergwerksmaterialien und Getreidevorräte gebaut und nach der Völkerschlacht als Lazarett für Verwundete aus der Völkerschlacht benutzt. Heute beherbergt es u.a. das Museum, welches wir nach der Wanderung besuchen können.
Wir gehen links am Museum zum Gedenkstein an die hier gestorbenen Soldaten der Völkerschlacht. Nur ganz wenige der behandelten Verwundeten haben die Behandlung überlebt. Gleich danach liegt der Kaiserteich, ein ehemaliger Steinbruch, in dem die erwähnten Toten beerdigt wurden. Erst später machte man einen Teich daraus.
Weg nach Himmelreich
Am Moosbach entlang gehen wir durch das Wohngebiet und kommen dann am Flachsröstenteich vorbei.
Flachs (Leinen) wurde geröstet, wobei das nichts mit dem Brotrösten zu tun hat. Rösten kommt von rotten,
verrotten: In diesen Teich wurde bis ins 19. Jahrhundert Flachs zum verrotten gelegt, wenn es so richtig
stank (!!) nahm man die Flachsbüschel aus dem Wasser heraus und dann konnten nämlich die Fasern leicht
vom umgebenden Stroh getrennt werden.
Weiter geht es durch den Wald bis wir die Bundesstraße B 171 queren können und Richtung „Drei Brüder“ laufen.
Viel Silber wurde hier gefunden, aus dem ehemaligen Huthaus (=Verwaltungsgebäude der Grube, Lager, Werkstatt und Wohnung) wurde eine Gaststätte und jetzt ein modernes Hotel. Bei geführten Wanderungen wird jetzt die „schauerliche Sage von den drei Brüdern“ vorgetragen ….
zwischen Huth und Großrückerswalde
Der danebenstehende Aussichtsturm kann gegen Zahlung von 50 Cent bestiegen werden, er bietet
eine herrliche Aussicht über das Erzgebirge.
Nach dem Hotel biegen wir links ab und gehen abwärts durch den Wald. Der Wald ist wild zerklüftet,
überall Halden und provisorisch abgesperrte Schachtlöcher. Zu den Blütezeiten des Marienberger Bergbaus
war hier kein Wald, es muss eher wie auf einer Großbaustelle ausgesehen haben.
Rechts taucht jetzt der eingezäunte Bereich der „Neuen drei Brüder“ auf. Auf dem mittelalterlichen
Christoph-Schacht errichtete die russische Firma Wismut nach dem 2. Weltkrieg einen Förderturm, um
Uranerz zu fördern. Neben dem Eingang erinnert eine Gedenktafel an die 1950 bei einem Wassereinbruch
umgekommenen Bergleute. Im Wald beidseits des Weges, ebenso auf den umliegenden Feldern sieht man immer
wieder unzählige Halden, also Abraumhügel des Bergbaus.
Weiter geht es Richtung Himmelreich bis zum Waldausgang.
im Hintergrund der Pöhlberg bei Annaberg
Nach insgesamt etwa 5 km erreichen wir jetzt den Felberstollen. Eine nachgebildete Bergwerkskaue bietet Platz für eine kleine Rast, aber vor allem wollen wir uns hier informieren. Der Schacht ist mit einem stabilen Gitter abgedeckt, mit einer Taschenlampe (!!) kann man gut hereinsehen. Die Grube wurde um 1500 durch die Familie Felber angelegt, den Schrägschacht mit überspringenden Bogenmauerwerk hat man aber erst im Jahr 1800 gebaut. Aus 28 m Tiefe wurden verschiedenste Mineralien aus dem Neu-Holland-Morgengang gefördert. „Morgen“ bedeutet in dem Zusammenhang, dass der Gang in West - Ost - Richtung verläuft.
Um Himmelreich herum sieht man überall Halden, es gab hier unzählige Gruben, die meisten mit
religiösen Namen, ab und zu weisen Infotafeln darauf hin. So gab es die Grube „Gottes Vertrauen“,
„Jung-Himmelreich“, den „Gotthelf guter Tagesschacht“, den „ Lazarus-Schacht“ oder den „Neugeboren
Kindlein Stolln“.
Auch hier wurden durch die Firma Wismut alte Silbererz-Schächte erweitert um Uranerz zu finden.
Die Uransuche im Erzgebirge wurde sehr intensiv betrieben, letztendlich fand man fast nichts: Im
Marienberger Revier wurde in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg gerade mal 120 Tonnen Uranerz gefördert,
in der gesamten DDR waren es 231.000 Tonnen.
Am Ende des Dorfes biegen wir dann links ab und gehen bis zur Bundesstraße B 171.
Teichanlage kurz vor Großrückerswalde
An der Bundesstraße müssen wir wenige Schritte (etwa 40 m) rechts gehen, bevor wir auf der
gegenüberliegenden Seite den Wanderweg sehen. Es ist der Huthweg, der uns dann zur Huth führt.
Seltsamerweise heißt es „die Huth“. Der Name leitet sich nicht wie zu vermuten wäre aus dem Huthaus
der Bergleute her sondern hier wurde immer eine große Schafherde gehalten, „gehütet“ und im Winter
untergebracht. Laut Auskunft der Eigentümer hat man festgestellt, dass dieser Schafbetrieb direkt
Friedrich August I (August der Starke) zugeordnet war.
Die Hälfte der Strecke haben wir jetzt geschafft.
Auf dem etwas zugewachsenen Weg gehen wir in Richtung Südost, das Zwischenziel „Großrückerswalde“
ist auf Wegschildern aufgeführt.
Gut 1 km nach der Huth stoßen wir auf einige Fischteiche, an denen wir uns immer etwas rechts halten
und gehen zu dem schön angelegten Rastplatz, um erst mal eine Pause zu machen.
In der gleichen Richtung (Südost) geht es danach weiter, etwa noch 1 km bis an den Ortseingang
von Großrückerswalde, wo wir auf die Alte Annaberger Straße stoßen.
Rechts vor uns sehen wir die berühmte Wehrkirche, wer Zeit hat sollte unbedingt versuchen sie zu besichtigen.
Blick auf Großrückerswalde
Die Kirche entstand im 15. Jahrhundert, mit starken Mauern und kleinen Fenstern. Sie sollte
den Dorfbewohnern Schutz bieten. Im Dachgeschoss finden sich deswegen Schießscharten und Öffnungen, mit
denen Angreifer mit kochendem Wasser, Pech o.ä. übergossen werden konnten.
Im Inneren an der hinteren Wand hängt das berühmte Pestbild von 1583: ein Bild mit allen Häusern des
Dorfes, an jedem Haus steht die Anzahl und teilweise auch die Namen der Pesttoten.
Danach gehen wir zurück zur Alten Annaberger Straße und aufwärts Richtung Nordost.
Nachdem Großrückerwalde verlassen wurde, wandern wir auf einer unbewaldeten Ebene zwischen Wiesen und
Feldern weiter Richtung Marienberg. Je nach Wetterlage hat man hier eine sehr schöne Aussicht in allen
Richtungen, manchmal pfeift der Wind aber recht kräftig.
Der Blick auf die Marienberger Marienkirche mit ihrem mächtigen Turm beeindruckt uns immer wieder. Der
Weg führt dann durch einen landwirtschaftlichen Betrieb herunter zum Schlettenbach und damit sind wir
wieder in Marienberg.
Die Wanderung ist 14 km lang, 400 Höhenmeter sind zu bewältigen.
Verirren kann man sich auf dieser Wanderung kaum, es gibt immer wieder mal Hinweisschilder.
Als Wanderkarte würde ich empfehlen: Topographische Karte Blatt 27, Mittleres Erzgebirge, Marienberg,
Olbernhau, 1:25.000, ISBN 978-3-86170-318-1 (erhältlich zum Beispiel bei Amazon).
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Stand: November 2020